Gibt es gesunde Männlichkeit?
Nie erlebt in Kindertagen, die Sanftheit die ein kleines Wesen braucht, rein gedrängt in toxische Muster, Väter selbst gebrandmarkt als Söhne einer Kriegsgeneration.
Wie setzen wir uns kritisch mit den Stereotypen und Erwartungshaltungen auseinander, ohne dabei klischeehaft ins Gegenteil der toxischen Männlichkeit zu schweifen? Vorstellungskraft alleine reicht nicht aus, es braucht noch Vorbilder einer neuen Epoche.
Verletzte Menschen, verletzen Menschen.
Gewalt als roter Faden in zu vielen Erinnerungen. Mehr geschrien als gesprochen, Emotionen variierten kaum, Wut als erster Impuls – schneller als der Mechanismus zuzuhören.
Mein Großvater ein Kriegsflüchtling, Sudetendeutscher, nicht willkommen in seiner neuen Heimat Wien. Ein „gebrochener Mann“, der als Bewältigungs-Strategie selbst zerstörte und nichts aufgearbeitet hat.
Ich spüre diese alten Generationen in der Gegenwart.
So viele Männer immer noch gefangen in Rollenbildern. Hilfe unbekannt oder unerwünscht, Psychotherapie ein noch weit entfernter Begriff.
Wenn ich von toxischer Männlichkeit spreche – ist es mehr als physische Gewalt. Es sind die vielen Erwartungen ans andere Geschlecht, die Übergriffigkeiten in Gesprächen, der tägliche Sexismus und ein Beziehungs-Verhalten das mehr Einschränkung und Beklemmung für alle Geschlechter mit sich bringt.
Dies ist kein Freibrief für gefährliches Verhalten, es ist ein Annäherungsversuch. Eine Erklärung warum sich so vieles noch nicht geändert hat. Erst jetzt als erwachsene Frau tropft ein Regen an Erinnerungen in meinen Alltag, beruflich wie privat. Junge Burschen und alte Männer die sich mächtig fühlen wollten und unterdrückten. Ich kann den Stress der Verdiener-Rolle sehen, ihre Art sich auszudrücken – Unsicherheit überdeckt von frauenfeindlichem Verhalten, es spiegelt Gelerntes wider. Permanent in Angst zu viele Gefühle zu zeigen oder diese in Worten auszudrücken. Wer will die emotionale Arbeit auf sich nehmen und schuften? Das was so viele Frauen tagtäglich leisten.
Neue Männlichkeit
Mein Plädoyer für Veränderung: Wir brauchen mehr Vorbilder und müssen sie selber sein. Als Eltern, Partner*innen, Feminist*innen, und Geschwister. Mehr Raum für Sanftheit und Güte, weg von heteronormativen Erwartungen an Symbole der „Männlichkeit“. Lasst uns emotionale Arbeit aufteilen und sie als solche wahrnehmen.